Forstwirtschaft + Palmöl

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Das Palmöl dominiert unseren Alltag. Es wird für Lebensmittel, Putzmittel und Kosmetika verwendet. Selbst vor dem Autotank macht das Palmöl nicht halt. Großkonzerne freut es, denn diese profitieren in Millionenhöhe. Kleinbauern werden dagegen um Land und Lebensgrundlagen betrogen. Der Palmölkonsum ist verheerend, denn Vertreibungen, Artensterben und Regenwaldrodung sind die Folgen. Da stellt sich natürlich die Frage, wie es überhaupt so weit kommen konnte und was wir im Alltag tun können, um unsere Natur zu schützen.

Palmöl auf einer Fläche so groß wie Neuseeland

Fast ein Drittel des Palmöls welches in die Europäische Union importiert wird, landet in Kraftwerken und in Autotanks. Es handelt sich um das Pflanzenöl, welches am meisten produziert wird. Jährlich sind es 66 Millionen Tonnen. Die weltweiten Plantagen nehmen inzwischen eine Fläche von mehr als 27 Millionen Hektar Land ein. Das entspricht der Größe von Neuseeland. Die ausgedehnte Rodung der Regenwälder sorgt dafür, dass zahlreiche Menschen und Tiere auf die „grünen Wiesen“ ausweichen mussten.

Palmöl überall im Supermarkt

Palmöl steckt mittlerweile in fast jedem zweiten Supermarktprodukt. Dafür haben die Verarbeitungseigenschaften, welche von der Industrie sehr geschätzt werden, sowie der niedrige Weltmarktpreis geführt. Zu den gängigsten Produkten in denen Palmöl steckt, gehören unter anderem:

  • Margarine
  • Fertigpizza
  • Kekse
  • Schminke
  • Körpercremes
  • Waschmittel
  • Kerzen
  • Seifen

Inzwischen wandern 61 Prozent des gesamten Palmöls in die Energieerzeugung der Europäischen Union. 51 Prozent, also etwa 4,3 Millionen Tonnen werden für die Produktion von Biodiesel verwendet und 10 Prozent, also rund 0,8 Millionen Tonnen werden in Kraftwerken für die Wärme- und Stromerzeugung genutzt.

Die Regenwaldrodung nimmt immer weiter zu

Ölpalmen können nur in einem feucht-warmen Tropenklima gedeihen, wie es in Äquator-Nähe zu finden ist. Sowohl in Lateinamerika, als auch in Südostasien und in Afrika werden täglich riesige Flächen des Regenwaldes gerodet und zum Teil abgebrannt. Auf diese Weise soll Platz für die Palmenplantagen geschaffen werden. Bei der Rodung wird der in den Böden und in der Urwaldvegetation gespeicherte Kohlenstoff freigesetzt. Das bedeutet, dass Unmengen an Gasen in die Atmosphäre gelangen, welche umweltschädlich sind. Die Emissionen aus CO2 und Methan sorgen dafür, dass der Biosprit welcher aus Palmöl hergestellt wird, dreimal so schädlich wie der aus Erdöl produzierte Treibstoff ist.

Nicht nur das Klima leidet unter der Palmöl-Invasion

Zahlreiche Bäume verschwinden. Und mit ihnen auch seltene Tierarten wie der Borneo-Zwergelefant, der Orang-Utan oder der Sumatra-Tiger. Indigene Völker und Kleinbauern leben und schützen den Wald über viele Generationen hinweg und werden nun brutal aus ihrer Heimat vertrieben. Allein in Indonesien herrschen über 700 Landkonflikte, welche mit der Industrie von Palmöl in Zusammenhang stehen. Und auch auf den sogenannten „Bio“-Plantagen oder den angeblich „nachhaltig bewirtschafteten“ Plantagen gehören Menschenrechtsverletzungen zur Tagesordnung. Als Verbraucher bekommen wir davon nur selten bis nie etwas mit. Doch der tägliche Palmölkonsum bringt auch für uns persönlich seine negativen Auswirkungen mit sich: Das raffinierte Palmöl enthält zahlreiche Fettsäureester. Diese chemische Verbindung kann unser Erbgut schädigen und damit Krebs verursachen.

Es ist an der Zeit zu handeln!

Mittlerweile gibt es nur noch 70.000 Orang-Utans, welche sich in den Wäldern von Südostasien tummeln. Die Biosprit-Politik der EU sorgt dafür, dass die Menschenaffen immer weiter an den Rand der noch existierenden Regenwälder und somit an den Rand des Aussterbens getrieben werden. Damit die Tiere auch weiterhin ihre Bäume bewohnen können, muss der Druck auf die Politik erhöht werden. Doch wir können auch im Alltag eine Menge tun.

Wie kann ich Palmöl am besten vermeiden?

Kaum ein Produkt im Supermarkt, welches kein Palmöl enthält. Und hier fängt es auch schon an. Wenn wir auf den Kauf dieser Produkte verzichten, können wir zumindest einen kleinen Teil bewegen und uns somit vielleicht politisches Gehör verschaffen. Die Alternative lautet: Selber kochen und selber entscheiden. Selbstgemachte Kokos-Birnen-Kekse oder eine raffiniert zubereitete Kartoffel-Rosmarin-Pizza sind nicht nur lecker, sie stellen vor allem die Palmöl-Produkte in den Schatten. Beim Kochen können europäische Öle aus Raps, Sonnenblumen, Leinsamen oder Oliven verwendet werden. Wer ein würziges Öl bevorzugt, sollte einmal Kürbiskernöl ausprobieren.

Hauptaufgabe beim Einkaufen: Inhaltsstoffe beachten!

Außerdem heißt es beim Shoppen: Das Kleingedruckte lesen. Seit Dezember 2014 ist es Pflicht, palmölhaltige Lebensmittel entsprechend zu kennzeichnen, indem dies auf der Verpackung angegeben werden muss. In Bezug auf Kosmetika, sowie Putz- und Waschmittel verhält es sich leider so, dass sich der Regenwaldfresser hinter zahlreichen chemischen Fachbegriffen versteckt. Um angemessene Alternativen zum Palmöl zu finden, bietet sich eine kurze Internetrecherche an.

Druck auf die Hersteller ausüben

Noch ist der Kunde König. Und genau diesen Status dürfen wir als Könige auch nutzen, um Druck auszuüben. Bieten Sie auch Produkte ohne Palmöl an? Wieso führen Sie keine Produkte mit heimischen Ölen? Diese und andere Fragen sorgen dafür, dass Hersteller um die Akzeptanz ihrer Produktreihen bangen müssen. Hersteller sollten mit derartigen Briefen regelrecht überflutet werden, um sich dem öffentlichen Druck zu beugen. Auf diese Weise kam es in der Vergangenheit schon des Öfteren vor, dass das Problembewusstsein gesteigert wurde und einzelne Hersteller komplett auf die Verwendung von Palmöl verzichteten.

Die Stimmen erheben und die Regenwälder retten

Wer etwas gegen die Regenwaldrodung und das gesundheitlich schädliche Palmöl in Lebensmitteln und Hygieneartikeln unternehmen möchte, muss laut werden. Damit der Protest für Menschen und Medien sichtbar wird, bieten sich kreative Straßenaktionen und Demonstrationen an. Denn auch dadurch wird der Druck auf die politischen Entscheidungsträger erhöht. Das heißt aber auch Einbußen im Alltag. Wem etwas am Regenwald liegt, der nutzt öffentliche Verkehrsmittel, das Rad oder geht zu Fuß, anstatt sich schnell mal eben ins Auto zu setzen, um noch mehr Emissionen in die Atmosphäre zu katapultieren. Und nicht zuletzt geht es darum zu wissen und dieses Wissen weiterzugeben. Die Wirtschaft, die Politik und der Handel wollen uns ernsthaft davon überzeugen, dass es sich beim Biosprit um ein klimafreundliches Produkt handelt und dass Palmölplantagen nachhaltig angebaut werden. Im Netz gibt es zahlreiche kostenlose Broschüren zum Download, welche verteilt oder in entsprechenden Geschäften und Einrichtungen (zum Beispiel Bioläden, Arztpraxen und Schulen) ausgelegt werden können.

Stiftungen sind bereits aktiv aber auf Spenden angewiesen

Doch zum Glück gibt es inzwischen auch Institutionen, welche das Problem nicht nur erkannt haben, sondern aktiv etwas dagegen unternehmen. Die Organisation „Rettet den Regenwald e.V. kooperiert mit zahlreichen Partnern, welche die Wald- und Plantagengrundstücke kaufen, diese aufforsten und zu Wildtier-Reservaten vernetzen. Die Schutzgebiete werden immer größer und nehmen eine zusammenhängende Form an. Dies lässt sich natürlich nur mit Spendengeldern realisieren.

Die Aufforstung durch den IWZ

Ein Projekt in Malaysia zeigt, wie aus der Ölpalmen-Monokultur in kürzester Zeit wieder ein Urwald entstehen soll. Damit könnten sich bedrohte Tierarten retten lassen. Dazu haben Naturschützer 33,5 Hektar Land inmitten von malaysischen Ölplantagen gekauft, um das Gebiet unter wissenschaftlicher Beobachtung zu stellen. Ziel ist es, die Monokultur aus Ölpalmen wieder in einen Regenwald zurück zu verwandeln. Es handelt sich zwar nur um eine sehr kleine Fläche, doch könnte diese bereits das Sinnbild einer Blaupause darstellen, um später mehrere Millionen Hektar Plantagengebiet in den Ursprungszustand zu versetzen.

Einen grünen Korridor schaffen

Das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung agiert in Zusammenarbeit mit Züricher Umweltexperten. Das Team soll das Malaysia-Projekt wissenschaftlich begleiten. Grundsätzlich ist es geplant, einen grünen Korridor entstehen zu lassen, welcher dafür sorgt dass die großen Schutzgebiete miteinander verbunden werden. Ist das Projekt erfolgreich, könnte das Überleben von akut bedrohten Tierarten deutlich gefördert werden.

Gibt es besonders profitierende Tierarten?

Die Regenwälder in Malaysia und Indonesien gehören weltweit zu den artenreichsten Lebensräumen. Kulumba und Tabin gelten als die Schlüsselgebiete, wenn es um den Erhalt bedrohter Flora und Fauna geht. Beide Gebiete sind für bestimmte Tierarten unverzichtbar. Zu den hier lebenden Tierarten, welche akut vom Aussterben bedroht sind, gehören:

  • Widrinder
  • Gibbons
  • Banteng-Ochsen

Jedes einzelne dieser Schutzgebiete ist zu klein, um einen uneingeschränkten Lebensraum für große Tierarten zu ermöglichen. Sofern es gelingt, die isolierten Waldinseln miteinander zu vernetzen, dürfte sich die Situation spürbar verbessern.

Wie hoch sind die Kosten für eine Ölplantage?

In den letzten Jahren sind Malaysias Bodenpreise förmlich explodiert. Aktuell kostet ein Hektar Palmölplantage zwischen 11.000 und 22.000 EUR. Der Preis richtet sich nach Alter, Lage und Produktivität der Plantage. Das ist natürlich wahnsinnig viel Geld. Dennoch gibt es keine Alternativen. Wenige Hektar können schon den Unterschied ausmachen, wenn diese an den richtigen Stellen gekauft werden. Dort kann das Überleben ganzer Arten gesichert werden. Bis jetzt konnten nur 33,5 Hektar für das Projekt gekauft werden. Stünden mehr Spendengelder zur Verfügung, würden die Forscher auf der Stelle 1.000 Hektar kaufen, so Robert Riesch, Projektkoordinator am IWZ. Auf diese Weise könnte die Verbindung zwischen den einzelnen Schutzgebieten sichergestellt werden. Hier lautet die Devise: Viel hilft viel. Denn je breiter der „grüne Korridor“ wird, umso förderlicher wirkt sich dieser Umstand auf das Überleben bedrohter Tierarten aus.

Es müssen mehr Hektar gekauft werden

Da es sich jedoch um eine von Spenden abhängige und sehr kleine Naturschutzorganisation handelt, können aktuell noch keine großen Sprünge gemacht werden. Das bedeutet, dass hier nur ein Schritt-für-Schritt-Vorankommen möglich ist. Robert Riesch will noch in diesem Jahr weitere Hektar kaufen. Er gibt an, dass die Bedingungen dafür gerade günstig sind. Die Europäische Union hat beschlossen, die Herstellung von Biosprit mit Palmöl auslaufen zu lassen. Dadurch sind die Bodenpreise in Malaysias Regenwald gesunken. Doch auf lange Sicht werden die Preise vermutlich wieder ansteigen.

Wie sieht die wissenschaftliche Begleitung der Aufforstung aus?

Wie bereits erwähnt, wird das Projekt von Biologen und Forstwissenschaftlern des IWZ begleitet. Dem Team geht es in erster Linie darum zu erforschen, welche Baumarten am besten wachsen und welche Pflanzbedingungen dafür erforderlich sind. Außerdem erhoffen sich die Forscher Kenntnisse darüber, wie lange es dauern wird, bis die artenarmen Plantagen wieder mit einer hohen Wildtierdichte punkten können. Der Ist-Zustand in Bezug auf die Wildtierdichte konnte durch Kamerafallen bereits festgehalten werden. Nun besteht die Aufgabe darin, das Vorkommen der Arten zu dokumentieren, um die Wiederbesiedlung darzustellen.

Wie gestaltet sich der Aufbauversuch im Detail?

Die Fläche der Ölplantagen wird in einzelne Blöcke unterteilt. In den Blöcken werden verschiedene Aufforstungsmethoden angewendet. Eine dieser Methoden definiert die vollständige Rodung der Ölpalmen, damit eine Neubepflanzung in hoher Dichte in die Wege geleitet werden kann. Eine andere Methode sieht es vor, Setzlinge unter den Ölpalmen anzusiedeln. Dabei soll eine unterschiedliche Dichte realisiert werden. Diese Variante wird als „Enrichment Planting“ bezeichnet. Die Ölpalmen werden dabei erst nach einigen Jahren auf sukzessive Weise entfernt. Die Forscher wollen auch eine rein natürliche Regeneration in einem der Blöcke ausprobieren. Dazu werden die kleinen Bäumchen, welche unter den Ölpalmen sprießen, über Jahre hinweg gepflegt. Sind diese dann groß genug, können die Ölpalmen auch dort entfernt werden.

Welche Pflanzen sollen gesetzt werden?

Das Team sieht es vor, nur wilde und vor allem lokale Baumarten zu pflanzen. Grundvoraussetzung: Diese Bäume müssen dem ursprünglichen Ökosystem entsprechen. Auf der einen Seite sollten gezielt wilde Fruchtbäume gesetzt werden, damit die Wildtiere rasch an Nahrung herankommen. Diese Maßnahme ist außerdem dazu gedacht, die natürliche Regeneration des Waldes zu fördern. Zu diesen Bäumen gehört unter anderem die wilde Würgefeige. Diese kann optimal an den Ölpalmen hochwachsen und trägt in der Regel sehr viele Früchte. Mit diesen Früchten lassen sich Wildtiere anlocken, welche dann an der Futterstelle Samen ausscheiden, die von anderen Pflanzenarten stammen. Bei der Bepflanzung dürfen auch Pionierarten die schnell wachsen, nicht fehlen. Diese Bäume bilden zügig das nötige Kronendach, welches dafür sorgt, dass andere Pflanzen und Gräser zurückgedrängt werden. Das ist wichtig, weil diese das Baumwachstum behindern können.

Worauf muss konkret geachtet werden?

Ein sehr wichtiger Faktor definiert sich über den Mindestanteil der sogenannten „climax species“. In dieser Region handelt es sich dabei um Baumarten, welche der Familie der Flügelfruchtgewächse angehören. Die Dipterocarpaceae beherbergt rund 200 Baumarten, welche 80 Prozent des Kronendachs im Tieflandregenwald ausmachen und sozusagen das Rückgrat des Ökosystems darstellen. Diese Arten wachsen jedoch nur sehr langsam und haben keine Chance mit dem Sekundärbewuchs zu konkurrieren, welcher nach Kahlschlägen zum Vorschein kommt. Sie würden sofort überwuchert werden und müssen deshalb nach der Pflanzung aktiv gepflegt werden. Das bedeutet unter anderem, dass diese Bäume circa 3 bis 5 Jahre von Überwucherungen befreit werden müssen. Und zwar in regelmäßigen Abständen.

Wie lange werden wir auf einen naturnahen Wald warten müssen?

Das Forschungsteam hat bereits im Jahr 2011 damit begonnen, den degradierten Walt aufzuforsten. Dabei handelte es sich natürlich nur um sehr kleine Flächen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Mehrheit der damals gepflanzten Bäume inzwischen über 10 Meter hoch ist. Dies zeigt, dass bereits nach wenigen Jahren der aktiven Aufforstung ein geschlossenes Kronendach unter den klimatischen Bedingungen entstehen kann, welches ein neues Habitat für viele Arten darstellt. Riesch gibt an, dass man nach 10 Jahren schon von einem neuen Wald sprechen kann. Trotzdem: Jahrhunderte alte Baumriesen lassen sich auf diese Weise natürlich nicht hervorzaubern, weshalb die nächsten Generationen unbedingt mit involviert werden müssen.